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Satzstudio Sommer GmbH

Punkt und Linie zu Fläche - Kandinsky am Bauhaus
Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphik

Kunstsammlung Jena | 6. September – 22. November 2009

Einführung

Wassily Kandinsky (1866-1944) gehört zu den großen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften promovierte er 1893 an der juristischen Fakultät der Moskauer Universität und arbeitete danach als künstlerischer Leiter einer Moskauer Druckerei. Mit seiner Übersiedlung nach München entschied er sich 1896 endgültig für die Kunst und studierte an der privaten Kunstschule von A. Ažbè, danach an der Münchner Akademie bei Franz von Stuck. Er war Mitbegründer (und später Präsident) der Künstlergruppe „Phalanx“ und lernte hier auch die Lebensgefährtin seiner Münchner Jahre, Gabriele Münter, kennen.
In Jahren rastloser Suche und auf zahlreichen Reisen erschließt sich Kandinsky unterschiedliche bildnerische Möglichkeiten - vom Münchner Jugendstil bis zum russischen Symbolismus sind seine Bezüge vielfältig – und findet über das freie Erfinden und Assoziieren seiner Formensprache zur Abstraktion.
Zusammen mit Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky konstituierte sich 1909 unter Kandinskys Präsidentschaft die „Neue Künstlervereinigung München“. Nach Zerwürfnissen gründen Kandinsky und Franz Marc 1911 die Redaktion und Künstlergruppe „Der blaue Reiter“. Der Almanach „Der blaue Reiter“ und Kandinskys grundlegende Schrift „Über das geistige in der Kunst“ erscheinen im Jahre 1912.
Nach seiner Rückkehr aus Russland, wo er von 1914-21 an verschiedenen Schulen lehrte, wird er 1922 als Formmeister für Wandmalerei und Lehrer im Vorkurs an das von Walter Gropius geleitete Staatliche Bauhaus nach Weimar berufen. Die Lehrtätigkeit befördert den Ausbau analytischer Methoden, Systematisierung und Ordnung bei Betonung des intrumentalen Charakters seiner bildnerischen Mittel. Kandinsky lehrt bis 1933 am Bauhaus, ab 1925 in Dessau.

Während seiner Jahre am Bauhaus pflegten Kandinsky und die anderen Meister des Bauhauses zahlreiche Kontakte zu Jenaer Bürgern. Das Forum dieser Kontakte war in der Regel der Jenaer Kunstverein, der zwischen 1903 und 1933 beharrlich die neuesten Tendenzen der Kunst förderte und ausstellte. Diese Programmatik und deren konsequente Realisierung waren in Thüringen einzigartig und auch darüber hinaus gab es nur wenige vergleichbare Beispiele.
Kandinsky war mit dem aus der Schweiz stammenden Philosophen Eberhard Grisebach, der von 1912 bis 1921 Geschäftsführer des Jenaer Kunstvereins war, bereits seit ihrer Begegnung in München 1912 bekannt. Noch im Jahr ihrer ersten Begegnung organisierte Grisebach die erste Ausstellung von Werken Kandinskys in Jena. Ein intensiverer Kontakt entwickelte sich während Kandinskys Lehrtätigkeit am Weimarer Bauhaus vor allem zu dem Künstler und Kunsthistoriker Walter Dexel, der ab 1916 als Ausstellungsleiter das Programm des Jenaer Kunstvereins wesentlich bestimmte und der auch für die umfangreiche Ausstellung von Kandinskys Werken im Jahre 1925 verantwortlich zeichnete. Bereits 1923 zeigte Kandinsky – zusammen mit Otto Dix und George Grosz – eine Auswahl seiner Werke in der Wandelhalle des von Walter Gropius und Adolf Meyer umgebauten Jenaer Theaters. Später war der Jenaer Künstler Otto Hofmann Kandinskys Schüler in Dessau. Kandinsky war ihm ein aufmerksam verbundener Lehrer, der seinen Schüler sehr schätzte und sich auch für sein späteres Fortkommen einsetzte. Durch Begegnungen und Briefe blieben sich beide bis zu Kandinskys Tod verbunden.

Dank der großzügigen Schenkung Nina Kandinskys an den französischen Staat befinden sich heute zahlreiche Werke Kandinskys und viele seiner Aufzeichnungen im Besitz des Centre Pompidou in Paris. Die dortigen Autographen und Dokumente ergänzen die Rezensionen der lokalen Presse und vermitteln ein lebendiges Bild von Kandinskys Ausstellungen in Jena. Auch die umfangreiche Werkschau des Jahres 1925 und sein öffentlicher Vortrag „Über abstrakte Kunst“ sind dokumentiert und verbürgt.

Wie vor eingen Jahren bei Paul Klee – und inzwischen bei Christian Rohlfs, Emil Nolde, Gerhard Marcks und Rodin geschehen, werden wir Kandinskys Werk retrospektiv vorstellen und mit der Aufarbeitung der historischen Zusammenhänge ein weiteres Stück regionaler Kunstgeschichte aufdecken. Die Vorarbeiten für diese Ausstellung reichen bereits einige Jahre zurück. Wichtige Recherchen, etwa die im Fonds Kandinsky (Paris), sind abgeschlossen, erste Leihgeber wurden kontaktiert.

Besonderes Augenmerk gilt außerdem Kandinskys Vortrag „Über abstrakte Kunst“ , den er am 15. März 1925 im Jenaer Prinessinnenschlößchen hielt. Diesem Vortrag, seiner kunsthistorischen Dimension und Bedeutung, wird im Katalog eine besondere Untersuchung gewidmet.

Die Auswahl der Werke wird sich an Kandinskys Werkauswahl für die Jenaer Ausstellungen der Jahre 1912-33 zwar anlehnen, jedoch ist eine Wiederholung derselben weder beabsichtigt noch durchführbar. Geplant ist, Kandinskys Weg in die Abstraktion nachzuzeichnen, also auch Werke zu zeigen, die vor 1910/11 entstanden. Seine Improvisationen, in den er die Landschaften rund um München in seinen Bildern „zum klingen bringt“ werden in der Ausstellung ebenso thematisiert wie jene Werke, die sich an Motive der Volkskunst aus Bayern oder Russland anlehnen.

Kandinskys Glaube an ein grundlegendes intuitives emotionales Moment im künstlerischen Prozess – wie er es in seiner Schrift „Über das geistige in der Kunst“ darstellte wandelte sich gerade während seiner Jahre am Bauhaus entscheidend und näherte sich – auch unter dem Einfluss der russischen Avantgarde – zu einer der konstruktivistischen Bildsprache vergleichbaren Schärfe und Präzision. Diese wichtige Veränderung in Kandinskys Werk soll ein Kapitel der Ausstellung dokumentieren. 
Hierzu wird ein besonderes Kapitel der Ausstellung auch Werke bekannter russischer und deutscher konstruktivistischer Künstler zeigen.

Die Ausstellung ist etwa 120 Werke umfangreich.

Eintrittspreise
Normal     9,- Euro
Ermäßigt  7,- Euro (Altersrentner)
Auszubildende  2,50 Euro
Gruppen (ab 10 Personen)  7,- Euro pro Person
Schüler bis 18 Jahre frei

Führungen nach Anmeldung unter
Tel. 03641-498261.
Die Hinweise zu öffentlichen Führungen entnehmen Sie bitte der Presse oder unseren aktuellen Ankündigungen. Personen in einer Gruppe
(je Person 7,- €) + Führung 30 €.

Öffnungszeiten
Dienstag, Mittwoch, Freitag 10-17 Uhr
Donnerstag 14-22 Uhr
Samstag, Sonntag 11-18 Uhr
Montag geschlossen

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Leihgeber

Altenburg, Lindenau-Museum
Basel, Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett
Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
Bern, Sammlung E. W. Kornfeld
Delmenhorst, Städtische Galerie Delmenhorst, Sammlung Stuckenberg
Den Haag, Gemeentemuseum
Dessau, Anhaltinische Gemäldegalerie
Dresden, Staatliche Kunstsammlung Dresden, Kupferstich-Kabinett
Essen, HOCHTIEF Aktiengesellschaft
Hagen, Osthaus Museum Hagen
Halle, Landeskunstmuseum Moritzburg Halle
Hamburg, Hamburger Kunsthalle
Hannover, Hood Museum of Art, Dartmouth College
Helsinki, Didrichsen Museum of Art and Culture
Jena, Stadtwerke Jena-Pößneck GmbH
Köln, Theaterwissenschaftliche Sammlung, Universität Köln
Krasnojarsk, State V. I. Surikov Art Museum
London, Tate
Moskau, The State Pushkin Museum of Fine Arts
Mülheim, Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
München, Galerie Thomas
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
New York, Museum of Modern Art
Omsk, Omsker regionales Museum der bildenden Künste
M.A. Wrubel
Paris, Collection du Centre Pompidou, Mnam/Cci
Rovereto, MART – Museo di Arte Moderna e Contemporeanea di Trento e Rovereto
Stockholm, Moderna Museet
Strasbourg, Musée d’Art Moderne et Contemporain de Strasbourg
Stuttgart, Felicitas Baumeister und Dr. Jochen Gutbrod, Archiv Baumeister: Hadwig Goez
Wiesbaden, Sammlung Brabant
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Wrocław, Muzeum Narodowe we Wrocławiu (National Museum in Wrocław)
Zürich, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Graphische Sammlung
und verschiedene Privatsammlungen im In- und Ausland